Pressemitteilung vom 05.06.2013

FREIE WÄHLER befassen sich mit der regionalen Kulturpolitik

Ulrich Kretschmer, Dr. Hartwig Kohl, Cordula Breitenfellner, Jörg Ruthrof, Landrat Armin Kroder und Siegfried Frank nach der knapp vierstündigen konstruktiven Kultursitzung.

ALTORF - Die einzelnen FW-Ortsverbände des Landkreises Nürnberger Land beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit mit dem vielschichtigen Themenkomplex Kultur. Um sich darüber zu informieren, welche Wege andere Städte und Gemeinden gehen und wo es Synergieeffekte und daraus resultierende Vernetzungsmöglichkeiten geben könnte, trafen sich die FREIEN WÄHLER in Anwesenheit von Landrat Armin Kroder unter dem Motto "Heimat für Kultur und Kreative" in Altdorf bei Nürnberg zu einer gemeinsamen Veranstaltung.

Die FW/UNA-Vorsitzende und Gastgeberin Cordula Breitenfellner begrüßte die Teilnehmer: "Damit Kultur in verantwortungsbewussten Bahnen verläuft, müssen in regelmäßigen Abständen die gesellschaftlichen Ziele hinterfragt, geprüft und wenn notwendig erneuert werden. Grund des heutigen kommunalübergreifenden FREIE WÄHLER-Treffens ist deshalb die Erörterung eines gemeinsamen Konzeptes zur Belebung unseres regionalen Kulturangebotes unter Berücksichtigung der unterschiedlichen historischen und landschaftlichen Prägungen innerhalb der Kulturregion. Zielsetzung soll dabei die Stärkung des kulturellen und kreativen Potentials und damit der Standortattraktivität sowie die Schaffung eines eigenen Profils sein."

„Es bedarf der Einbindung von Politik, Administration und vor allem der zivilgesellschaftlichen Akteure sowie der heimischen Wirtschaft als entscheidende Multiplikatoren. Nur die öffentliche Debatte und das Einbeziehen der Künstler in Entscheidungsprozesse und damit in die Entwicklung der Kulturregion kann aus der Region mit großem kreativen und künstlerischem Potential ein glänzendes Modell der Zukunft machen. So kann es gelingen, die Kulturregion dauerhaft attraktiv zu gestalten und damit auch im nationalen Wettbewerb an Profil zu gewinnen. Das Motto „Heimat für Kultur und Kreative“ ist schließlich ein strategisches und damit langfristig angelegtes Leitmotiv der Kulturregion. Dies korrespondiert hervorragend mit einem wichtigen Alleinstellungsmerkmal der Region Nürnberger Land, der Polyzentralität mit ihren drei Mittelzentren Lauf an der Pegnitz, Hersbruck und Altdorf bei Nürnberg: Der Landkreis ist ein Netz mit vielen Knoten, in dem dank der Naturverbundenheit in Kombination mit einem vielfältigen kulturellen Angebot und einer modernen Infrastruktur ein „Leben in der Balance“ möglich ist“, waren sich die FW-Vertreter einig.

"Bei uns in der Region herrscht in vielerlei Hinsicht noch immer zu viel Kirchturmdenken vor, so dass es an einem gemeinsamen nach außen erkennbaren Kulturprofil mangelt. Die Kommunikation und Kooperation zwischen Kulturschaffenden, Kulturinteressierten und den Kulturverantwortlichen in der Region muss erst einmal intensiviert und vorhandene Kräfte und Ressourcen gebündelt und vernetzt werden. Ein erster Schritt zur Verbesserung der kulturellen Strukturen und der kulturellen Grundversorgung sollte deshalb bei den heutigen technischen Möglichkeiten die Umsetzung eines kommunalübergreifenden Kulturmanagements samt Kulturdatenbank darstellen und zeitnah erfolgen", forderte Ulrich Kretschmer, Vorsitzender der FW-Winkelhaid.

„Doch regionale Kulturpolitik soll mehr als nur Kooperationen herstellen. Kultur soll im Kontext mit anderen Aufgabenfeldern wie Stadtentwicklung, Tourismus, Wirtschaft, Sport und Denkmalschutz stehen, um die kulturellen Möglichkeiten stärker als bisher auch in diese Bereiche hineinzutragen und die Lebensqualität zu erhöhen. Dabei könnten Kompetenzteams, bestehend aus Vertretern dieser unterschiedlichen Bereiche, in Form von Politik unabhängigen Gremien als miteinander vernetzte Kulturkeimzellen dienen“, schlug FW-Bundestagskandidat Dr. Hartwig Kohl vor.

„Die gemeinsame Entwicklung und Realisierung von sog. Leuchtturmprojekten, die der Region Profil geben, soll ebenfalls intensiviert werden. Dabei sollen zum Beispiel Qualitäten und Fähigkeiten zu einem Großereignis gebündelt werden, mit dem sich die Region identifizieren kann“, so die FW/UNA-Vorsitzende Cordula Breitenfellner und ergänzte: „Ein Beispiel für so ein Highlight mit überregionaler Bedeutung wäre die Schaffung des naturnahen, regionalspezifischen Landschaftsparks „Seepark“ auf dem Areal am Riedener Wald in Altdorf. Ziel in diesem Zusammenhang wäre die Bewerbung um die Ausrichtung von „Natur in der Stadt“, der kleinen Ausgabe der Landesgartenschau mit anschließender Ausrichtung der jährlich stattfindenden sogenannten Gartentage.“

"Die Errichtung oder der Umbau von Kultureinrichtungen wird häufig zum Politikum. So mutieren diese Bauten oftmals zu kostenintensiven Prestigeprojekten oder gar zu Denkmälern der regierenden Klasse, wie im Extrembeispiel der Hamburger Elbphilharmonie. Natürlich können kulturelle Veranstaltungen und Einrichtungen nicht rein nach ökonomischen Gesichtspunkten bewertet werden, aber die kommunalen Haushalte sind in ihren finanziellen Mitteln beschränkt. Wenn wir ein breitgefächertes Kulturangebot erhalten wollen, so darf kein Projekt zu einer einseitigen, vielleicht sogar über Jahrzehnte langen Belastung in der jeweiligen Kommune führen, weswegen das aktive Ausloten von Synergieeffekten zwischen den einzelnen Kommunen unabdingbar ist", verlangte Heinz Fleischmann, Vorsitzender von FW Feucht und Kassenverwalter einer benachbarten Kommune."

"Kultur stiftet Identität, die es zu pflegen und zu fördern gilt. Allerdings müssen aufgrund des eng gesteckten finanziellen Rahmens auch die Aspekte der Vernunft und Verantwortung Berücksichtigung finden. Um finanzielle Risiken zu mindern, sollte vor Umbau oder Neuerrichtung von kommunaleigenen Versammlungsstätten ein tragfähiges und nachhaltiges Kultur- und Veranstaltungskonzept im Vorfeld existieren, das eine Auslastung garantiert und künftig auch entsprechend hohe und vor allem gesicherte Einnahmen in die Haushaltskasse spült. Können die Ausgaben, wie Bau- und Betriebskosten nicht gedeckt werden, so wäre der Veranstaltungsbetrieb hoch defizitär zu Lasten anderer notwendiger kommunaler Einrichtungen und den vielen zu bewältigenden Pflichtaufgaben. Kommunale Multifunktionshallen sind für alle Arten von Veranstaltungen nutzbar, wie etwa für Sport, Kultur oder Messen, und eigenen sich deshalb gerade für Kommunen, die sich nicht wie Großstädte mit Einrichtungen nach Funktionen wie etwa Opernhaus, Theater, Messe, Stadion oder Konzerthaus spezialisieren können", so die FW/UNA-Vorsitzende Cordula Breitenfellner mit Blick auf die aktuelle Stadthallendiskussion in Altdorf.

Die Gäste der Marktgemeinde Wendelstein mit dem FW-Vorsitzenden Siegfried Frank und dem 3. Bürgermeister Jörg Ruthrof verwiesen abschließend darauf, dass die Kulturregionen sich nicht anhand der politischen Landkreisgrenzen strikt voneinander abgrenzen, sondern sich nach inhaltlich-fachlichen Gesichtspunkten für einzelne Projekte entwickeln sollten.

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